EU-Beschäftigte im Vereinigten Königreich

Globalisierung und Europa

Gymnasien, Realschule, Hauptschule | Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
01.02.2017
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In den Verhandlungen um den britischen EU-Austritt wird das Thema Personenfreizügigkeit eine große Rolle spielen: Rund drei Millionen Bürger aus anderen EU-Ländern leben im Vereinigten Königreich – manche Branchen auf der Insel stünden ohne ausländische Arbeitskräfte vor riesigen Problemen.

Die Briten brauchen EU-Ausländer

Das Vereinigte Königreich will raus aus der Europäischen Union. Wenn beide Seiten über die Austrittsbedingungen und die künftigen Beziehungen zueinander verhandeln, wird es vor allem um die Personenfreizügigkeit gehen – neben dem freien Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr eine der vier Säulen des EU-Binnenmarkts.

Viele Brexit-Befürworter wollen, dass ihr Land wieder ganz allein darüber entscheidet, welche ausländischen Staatsangehörige sich im Vereinigten Königreich niederlassen und dort arbeiten dürfen. Immerhin ein Drittel derer, die für den Brexit gestimmt haben, nannten die Einschränkung der Migration als entscheidendes Kriterium für ihr Votum – sie befürchten, dass Migranten den Briten Arbeitsplätze und Wohnraum streitig machen.

EU-Ausländer in einigen Branchen schwer zu ersetzen

Insgesamt beträgt der Anteil von EU-Ausländern an der britischen Bevölkerung 4,6 Prozent. Damit ist er deutlich höher als in Frankreich und Italien mit 2,2 bzw. 2,5 Prozent und etwas höher als in Deutschland, das einen Ausländeranteil von 4,3 Prozent hat. Rund 2,2 Millionen der im Vereinigten Königreich lebenden Zuwanderer aus Europa sind erwerbstätig – und in einigen Branchen schwer zu ersetzen. So stellen EU-Ausländer mit 311.000 Beschäftigten mehr als 10 Prozent der Belegschaft im Verarbeitenden Gewerbe. Im Gastgewerbe liegt ihr Anteil mit rund 14 Prozent noch höher. Und von den Beschäftigten in Privathaushalten stammt sogar mehr als ein Viertel aus einem anderen EU-Staat.

Wenn die britische Regierung in den Austrittsverhandlungen beim Thema Migration aus innenpolitischen Gründen einen harten Kurs fährt, werden die übrigen EU-Staaten den britischen Unternehmen im Gegenzug wohl keinen freien Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt gewähren. Die EU dürfte es den britischen Firmen überdies erschweren, geeignete Arbeitskräfte in der Europäischen Union zu rekrutieren. Und schließlich stünde dann auch die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis der rund 1,2 Millionen Briten in anderen EU-Ländern zur Diskussion.

Für einige britische Branchen könnte das fatale Folgen haben. Bereits im November 2016 haben vier Agrarorganisationen und 71 Lebensmittelunternehmen einen offenen Brief an Premierministerin Theresa May geschrieben: Darin unterstreichen sie, wie wichtig der Einsatz ausländischer Arbeitnehmer in ihrem Wirtschaftszweig ist – und forderten die Garantie, dass zumindest jene, die bereits im Vereinigten Königreich arbeiten, dort bleiben dürfen.


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