„BRIC“: Die neuen Tempomacher

Globalisierung und Europa

Gymnasien, Realschule, Hauptschule | Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
20.04.2011

Mittlerweile sind es vor allem die großen Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien und Russland, die für ein dynamisches Wachstum des Welthandels sorgen – auch zum Wohle der etablierten Industriestaaten.

In den vergangenen Jahren hat der internationale Handel die Weltwirtschaft fast immer kräftig angetrieben. Allerdings bestimmen dabei inzwischen längst nicht mehr die etablierten Handelsnationen – wie die großen europäischen Volkswirtschaften oder die USA – das Tempo. Dahinter steckt, dass sich die Schwerpunkte des Wirtschaftswachstums verschieben. So ist das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den klassischen Industriestaaten von 2005 bis 2010 jahresdurchschnittlich nur um 1,1 Prozent gestiegen, während die Schwellenländer ihre Wirtschaftsleistung um 6,6 Prozent steigern konnten.

BRIC-Staaten als Motor der Weltwirtschaft

Die aufstrebenden Staaten werden damit zu immer stärkeren Motoren der Weltwirtschaft. Dies gilt insbesondere für China, dessen reales BIP in den zurückliegenden Jahren regelmäßig um mehr als 10 Prozent zugelegt hat, aber auch für Brasilien, Indien und Russland. Diese vier Länder nennt man auch die BRIC-Staaten. Auf die BRIC-Staaten werden Schätzungen des Internationalen Währungsfonds zufolge bereits im Jahr 2015 insgesamt fast 30 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung entfallen – die Euro-Länder kommen dann nur noch auf knapp 13 Prozent. Im Jahr 2002 hatten beide Ländergruppen mit jeweils 20 Prozent noch etwa gleich viel zum globalen BIP beigesteuert

Diese Dynamik der „neuen“ Akteure im globalen Wirtschaftsgeschehen spiegelt sich auch im Außenhandel wider: Zwischen 2005 und 2010 legten die Warenausfuhren der Industriestaaten pro Jahr im Schnitt um 2,9 Prozent zu; die Schwellen- und Entwicklungsländer erzielten dagegen einen jährlichen Zuwachs von 5,5 Prozent.

Vorteile für alle Beteiligten

Dass die aufstrebenden Länder von dieser Entwicklung profitieren, liegt auf der Hand. Und dass sich etwa die deutschen Verbraucher über preiswerte Produkte „made in China“ freuen können, ist ebenfalls klar. Aber die Exporterfolge der Schwellenländer haben noch andere positive Seiten – dies gilt insbesondere für die BRIC-Staaten. Denn um weitere Produktionskapazitäten aufzubauen und die Konsumwünsche der Bevölkerung zu erfüllen, kaufen diese Länder nicht zuletzt mit ihren Exporterlösen selbst immer mehr Güter im Ausland ein. Die BRIC-Staaten haben in den Jahren von 2002 bis 2010 meist mehr zum weltweiten Wachstum der Warenimporte beigetragen als die USA. Allein im Jahr 2010 steigerten die vier Länder ihre Einfuhren an industriellen Erzeugnissen um 550 Milliarden Dollar – das Gros dieses Importzuwachses entfiel mit 390 Milliarden Dollar auf China. Für die Lieferländer eröffnen sich damit wichtige Wachstumschancen, können die zusätzlichen Exporte doch die Investitionstätigkeit ankurbeln und für neue Arbeitsplätze sorgen.