Der demografische Wandel und seine Folgen

Haushalt und Geld

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
20.02.2017
811Downloads

Weil die Deutschen immer älter werden und die geburtenstarken Jahrgänge allmählich in den Ruhestand wechseln, steigt die Zahl der Rentner. Welche Konsequenzen hat das für das Rentensystem?

Wer im vergangenen Jahr Rentner geworden ist und vorher rund 45 Jahre lang gearbeitet hat, der konnte damit rechnen, 47,5 Prozent seines vorherigen Verdienstes als Rente zu erhalten. Finanziert wird dieses Einkommen von allen, die aktuell arbeiten. Ein altbewährtes Prinzip. Doch das Konzept droht zu scheitern, denn der demografische Wandel und seine Auswirkungen machen dem System zu schaffen.

Demografischer Wandel, das heißt: Die Deutschen werden zum einen immer älter. Zum anderen ist die Geburtenrate in der Bundesrepublik seit Jahren niedrig. Die Konsequenz daraus ist ein steigendes Durchschnittsalter der Bevölkerung. Für den Arbeitsmarkt bedeutet dies, dass sich das Verhältnis von arbeitenden Menschen zu Rentnern stark verändern wird. Weniger Arbeitnehmer müssen die Renten von mehr Ruheständlern zahlen. Schon 2015 gab es rund 25,52 Millionen Rentner in Deutschland, nach 2020 wechseln außerdem die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1969 nach und nach in den Ruhestand. Das drückt das Einkommen der Rentner weiter. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung ist das Niveau in den vergangenen Jahren bereits stetig zurückgegangen: 2009 lag es noch bei rund 52 Prozent, 2012 schon unter 50 Prozent und im vergangenen Jahr fiel der Wert auf 47,5 Prozent.

Renten sinken, Beiträge steigen

Der Gesetzgeber hat bereits mit Hilfe mehrerer Rentenreformen versucht, sowohl die Rentner als auch die Beitragszahler an den Kosten zu beteiligen, die der demografische Wandel in den nächsten Jahrzehnten in der Rentenversicherung verursachen wird. Denn fest steht: Will man das Rentensystem in seiner derzeitigen Form aufrechterhalten, wird es teuer. Laut Bundesregierung fällt das Rentenniveau bis 2029 auf rund 44,6 Prozent, wobei die Beitragszahler statt der bisher festgelegten 18,7 Prozent bis zu 21,5 Prozent ihres Verdienstes in die Rentenkasse einzahlen müssen. Exakte Prognosen, wie sich Rentenniveau und Beitragssätze verändern werden, sind aber generell schwierig, da sie vielen Einflussfaktoren unterliegen, zum Beispiel der Bevölkerungsentwicklung durch Migration.

Was genau passieren würde, wenn die Beiträge tatsächlich auf 21,5 Prozent stiegen, hat sich das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) einmal genauer angesehen. Unterm Strich hätten alle Beitragszahler weniger Geld zur Verfügung. Kinderlose Singles, die durchschnittlich 37.000 Euro pro Jahr verdienen, müssten auf 387 Euro im Jahr verzichten, kinderlose Doppelverdiener schon auf fast 800 Euro und eine vierköpfige Familie, in der ein Elternteil arbeiten geht und durchschnittlich 55.000 Euro im Jahr verdient, auf knapp 530 Euro. Wollte man in Zukunft gar das alte Rentenniveau von 47,5 Prozent halten, müsste der Beitragssatz auf 23,5 Prozent steigen. Der kinderlose Single hätte nun jährlich 664 Euro weniger zur Verfügung, das kinderlose Doppelverdienerpaar müsste auf 1.370 Euro verzichten und die Familie auf rund 900 Euro.

Ohne zusätzliche private Altersvorsorge geht es nicht

Eine private Altersvorsorge kann dabei helfen, sich für das Alter finanziell abzusichern. Das IW empfiehlt ein solches Modell sogar explizit. Nur durch Eigeninitiative lässt sich vermeiden, dass die Kosten der Bevölkerungsalterung allein zulasten der Beitragszahler gehen.


Passend zum Material