Effizienz ist nicht alles: Die „Rebound-Effekte“

Staat und Wirtschaftspolitik

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Hintergrundtext
13.08.2018

Warum Umwelteffizienz der Natur auch schaden kann – unterm Strich aber trotzdem nützt.

Seit September 2012 dürfen keine herkömmlichen Glühlampen mehr verkauft werden, weil sie gemäß EU-Ökodesign-Richtlinie nicht genug Licht aus der eingesetzten Energie herausholen, also nicht energieeffizient genug sind. Die meisten Bundesbürger weichen nun auf die sogenannte Kompaktleuchtstofflampe aus, die für die gleiche Helligkeit 75 bis 80 Prozent weniger Strom verbraucht – zumindest unter Laborbedingungen. Die tatsächliche Energieeinsparung fällt aber kleiner aus, da man Energiesparlampen gerade wegen ihres geringeren Stromverbrauchs öfter mal länger brennen lässt. Außerdem dürfen sie gar nicht so häufig ein- und ausgeschaltet werden, weil sich dadurch ihre Lebensdauer enorm verkürzt. Vor allem die psychologische Komponente des Umgangs mit Energiesparlampen ist ein gutes Beispiel für einen direkten Rebound-Effekt. Er besteht darin, dass bei effizienteren Geräten, Gebäuden oder Autos energiesparendes Verhalten plötzlich nicht mehr so wichtig erscheint.

Wer konsequent auf Energiesparlampen setzt, dessen Stromrechnung dürfte trotz allem geringer ausfallen. Wird das zusätzliche verfügbare Einkommen jedoch gleich wieder für andere, womöglich sogar energieintensivere Güter ausgegeben, ist unterm Strich – zumindest für die Natur – nichts gewonnen. Den gleichen indirekten Rebound gibt es auch bei Unternehmen: Finanzielle Mittel, die an einer Stelle gespart werden, stehen an anderer für Investitionen zur Verfügung. Ob der Energieverbrauch sinkt oder steigt, ist also erst mal offen.

Für eine abschließende Energiebilanz der Energiesparlampe müsste genau genommen noch der Energieverbrauch gegengerechnet werden, der bei ihrer Produktion entsteht. Schätzungen zufolge ist er rund zwölfmal so hoch wie bei der klassischen Glühbirne. Im Verhältnis zum Energieverbrauch über die gesamte Brenndauer ist das aber so wenig, dass er nicht ins Gewicht fällt. Bei anderen Energiespar-Produkten kann das aber ganz anders aussehen.

Ein anderes Beispiel: Wenn in allen Industrieländern nur noch Drei-Liter-Autos gefahren werden, sinkt die Nachfrage nach Benzin vermutlich beträchtlich - und damit der Ölpreis. Das wiederum macht die motorisierte Fortbewegung in den bevölkerungsreichen, aufholenden Schwellenländern erschwinglicher, woraufhin die Benzinnachfrage dort steigen dürfte. Solche gesamtwirtschaftlichen Rebounds ergeben sich letztlich aus den direkten und indirekten Effekten.

Bleibt die abschließende Frage: Machen all diese Reaktionen auf mehr Ressourcen- und Energieeffizienz das Bemühen darum überflüssig? Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie kommt nach Auswertung verschiedener Studien zu dem Schluss, dass dem nicht so ist. Es geht davon aus, dass die „durch Energieeffizienz verursachten Rebound-Effekte maximal 25 Prozent der Energieeinsparung wieder auffressen“.


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