Neuverschuldung

Übersteigen in einem Jahr die Ausgaben eines Staates seine Einnahmen, muss er sich Geld leihen. Die Summe nennt man Neuverschuldung. Um sich die finanziellen Mittel zu beschaffen, platziert ein Staat in der Regel Anleihen auf dem Kapitalmarkt. Zwei Begriffe sind zu unterscheiden: Alle neuen Verbindlichkeiten eines Jahres zusammen heißen Bruttoneuverschuldung. Zieht man davon den Betrag ab, der verwendet wird, um alte Schulden zu tilgen, erhält man den Wert für die Nettoneuverschuldung. In der politischen Diskussion ist sie die entscheidende Größe.

EU-Regelung

So orientiert sich etwa das sogenannte Maastricht-Kriterium, das die Stabilität des Euro sichern soll, an der Nettoneuverschuldung. Sie darf den Wert von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, der Wirtschaftsleistung eines Landes, nicht überschreiten. Auch der europäische Fiskalpakt bezieht sich auf die Nettoneuverschuldung. Er begrenzt das „strukturelle Defizit“ eines Landes in der Regel auf 0,5 Prozent. Unter diesem Begriff versteht man eine um Konjunktureffekte bereinigte oder auch „chronische“ Unterfinanzierung der Staatsausgaben. Solide Finanzen, also eine kontinuierlich niedrige Nettoneuverschuldung und eine damit verbundene akzeptable Gesamtverschuldung, sind für Staaten von großer Bedeutung. Denn sobald potenzielle Geldgeber das Vertrauen in die langfristige Zahlungsfähigkeit eines Landes verloren haben, wird es gefährlich. Es droht ein Teufelskreis aus steigenden Zinsen und neuen Schulden. Findet sich irgendwann kein Geldgeber mehr, können auch Staaten pleite gehen.

Quelle: AKTIVonline, Michael Stark