Junge Menschen verschieben Berufseinstieg

Berufsorientierung und Arbeitsmarkt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
14.04.2021
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Verglichen mit anderen EU-Staaten fällt der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland moderat aus. Doch möglicherweise tauchen viele junge Leute nur deshalb noch nicht in der Statistik auf, weil sie es angesichts von Corona vorziehen, weiterhin zur Schule zu gehen.

Wer jetzt ins Berufsleben startet oder erst vor Kurzem seinen ersten Arbeitsvertrag unterschrieben hat, macht pandemiebedingt womöglich die Erfahrung, dass Karrierepläne schneller in sich zusammenfallen können als ein Soufflé. Die Auswirkungen des Coronavirus auf den Arbeitsmarkt treffen junge Leute jedenfalls stärker als den Durchschnitt der Beschäftigten:

Im Januar 2020 waren 15 Prozent der 15- bis 25-jährigen Erwerbspersonen in der EU arbeitslos, ein Jahr später sind es knapp 17 Prozent.

Besonders hart trifft die Pandemie junge Menschen auf der Iberischen Halbinsel: Die Jugendarbeitslosenquote in Spanien beträgt fast 40 Prozent (Grafik). Laut spanischer Sozialversicherung verlor während der ersten Corona-Welle im vergangenen Frühjahr mehr als die Hälfte der Spanier unter 35 Jahren ihre Stelle. Auch in Schweden ist derzeit fast jeder vierte Erwerbsfähige zwischen 15 und 24 Jahren ohne Job, wobei dort die Jugendarbeitslosigkeit auch vor Corona mit knapp 21 Prozent schon außergewöhnlich hoch war.

In Deutschland ist noch nicht ausgemacht, wie hart die Pandemie die Jobaussichten der Jugend langfristig beeinträchtigen wird. Die Arbeitslosenquote jedenfalls nimmt sich vergleichsweise harmlos aus: Momentan sind 6,2 Prozent der jungen Leute erwerbslos gemeldet, das ist nur ein halber Prozentpunkt mehr als vor zwölf Monaten. Den größten Teil der neu hinzugekommenen arbeitslosen Jugendlichen machen Azubis aus, die nicht übernommen worden sind.

Dass die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten nicht weitaus stärker gestiegen ist, hat einerseits mit dem Berufsbildungssystem zu tun, das für eine enge Bindung von Azubis und Betrieben sorgt. Andererseits dürfte die Krise aber auch dazu führen, dass viele junge Leute ihren Berufseinstieg verschieben – indem sie sich etwa an einer Hochschule einschreiben oder weiter zur Schule gehen. Die Universitäten haben allerdings keinen spürbaren Anstieg der Studienanfänger zu verzeichnen, eine Flucht ins Akademische kommt also eher selten vor. Und ob die beruflichen Schulen einen massiven Zulauf erfahren haben, muss sich erst noch zeigen.

Dieser Text erschien zuerst auf iwd.de.