Big-Mac-Index: Der etwas andere Wechselkurs
Haushalt und Geld
Sekundarstufe I + II
Ökonomiestudenten lieben den Big-Mac-Index, weil er das Zusammenspiel von Wechselkurs und Preisniveau so anschaulich macht. Seine Aussagekraft ist allerdings eingeschränkt.
Der sogenannte Big-Mac-Index führt für mehr als 50 Länder die aktuellen Burgerpreise auf. Die Spanne ist immens (Grafik):
In der teuren Schweiz kostet der Burger umgerechnet 7,26 Dollar.
Neben der Schweiz sind Uruguay und Norwegen auf den Plätzen mit den höchsten Big-Mac-Preisen zu finden. Die Eurozone landet mit einem Preis von 5,29 auf Platz acht. Am günstigsten ist der Big Mac im Land der Pharaonen zu haben (Grafik):
In Ägypten kostet der Big Mac nur 1,84 Dollar.
Den Index hat eine Wirtschaftsredakteurin der britischen Zeitschrift „The Economist“ vor 35 Jahren entwickelt, um auf einfache Art und Weise zu messen, ob eine Währung über- oder unterbewertet ist. Dahinter steckt eine Vorstellung aus dem ökonomischen Lehrbuch: In der perfekten Wirtschaftswelt würden sich Wechselkurse bei freiem Handel so einpendeln, dass vergleichbare Waren in allen Ländern gleich viel kosten.
Dass der Big Mac ein global vergleichbares Produkt ist, lässt sich kaum bestreiten: Der Fast-Food-Konzern McDonald‘s ist weltweit präsent und schreibt seinen Franchisenehmern die einzelnen Bestandteile des Burgers genau vor. Dass das Brötchen mit der Boulette keineswegs überall gleich viel kostet, ist jedoch nicht nur durch Wechselkurse im Ungleichgewicht zu erklären, sondern hat mehrere Ursachen:
Ein Burger ist kein grenzüberschreitend handelbares Produkt. Dies liegt schlicht und einfach daran, dass er verderblich ist. Ein Züricher kann seinen Big Mac nicht in Kairo bestellen und dadurch dort die Preise nach oben treiben oder für einen Ausgleich der Wechselkurse sorgen.
Das internationale Wohlstandsgefälle bewirkt Unterschiede im allgemeinen Preisniveau. Diese Differenzen schlagen sich auch im Burgerpreis nieder. Vor allem für die Preise von Lebensmitteln, die nicht für den Export bestimmt sind, ist die heimische Kaufkraft ausschlaggebend.
Steuern und Zölle beeinflussen den Preis für Kunden im In- und Ausland. Wenn etwa unterschiedliche Mehrwertsteuersätze zu Preisdifferenzen führen, werden diese generell nicht durch den Wechselkurs ausgeglichen, weil die nationale Mehrwertsteuer beim grenzüberschreitenden Handel nicht anfällt. Umgekehrtes gilt für Zölle: Sie treffen nur die Kunden im Ausland.
Das Wettbewerbsumfeld und die nationalen Vorlieben spielen ebenfalls eine Rolle. Welche Preise McDonald’s für einen Big Mac verlangen kann, hängt von Angebot und Nachfrage ab: Wie groß ist die Konkurrenz in der Fast-Food-Sparte? Stehen beispielsweise die Japaner genauso auf den Big Mac wie die Bundesbürger und die Amerikaner – oder bevorzugen sie einheimische Speisen?All diese Einschränkungen bedeuten jedoch nicht, dass es überhaupt nichts mit dem Wechselkurs zu tun hat, dass sich ausgerechnet Länder wie Ägypten und Indonesien auf den günstigen Plätzen des Big-Mac-Index tummeln. In beiden Staaten ist die Wirtschaftslage schlecht, ihre Währungen sind international kaum gefragt und haben folglich gegenüber dem Dollar abgewertet.
Unterm Strich ist der Big-Mac-Index als Wechselkursmaßstab eher ungeeignet, er taugt allerdings gut dazu, die Kaufkraft des Dollars außerhalb der USA zu messen – ein Punkt, der besonders Touristen interessiert. Zumindest aus deren Warte ist es unbefriedigend, dass der Economist nur einen Durchschnittspreis für die gesamte Eurozone berechnet.
Dieser Text erschien zuerst auf iwd.de.