Zwischen Anerkennung und Skepsis

Unternehmen und Markt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
28.07.2020
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Künstliche Intelligenz gilt als wichtige Zukunftstechnologie, doch in der deutschen Wirtschaft ist sie eher die Ausnahme. Dies gilt vor allem für kleine und mittlere Unternehmen: Zwar betrachten sie die Technologie als Chance für die Wirtschaft in Deutschland und weltweit, bewerten ihren Einsatz im eigenen Betrieb aber eher als Risiko.

Ob zur Einsparung von Kosten, zur Produktivitätssteigerung oder um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln: Künstliche Intelligenz (KI) birgt für Unternehmen viel Potenzial.

Dennoch sind viele Betriebe zurückhaltend. Denn im Umgang mit KI müssen sich die Unternehmen auch mit Aspekten der Privatsphäre und Ethik auseinandersetzen.

Noch immer setzen vergleichsweise wenige Unternehmen KI ein, wie eine Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft ergab:

Im Jahr 2019 nutzten 16,5 Prozent der Großunternehmen KI, von den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) waren es sogar nur 9 Prozent.

Vor allem die kleineren Firmen stehen dem Einsatz von KI eher skeptisch gegenüber. Allerdings kommt es dabei ganz auf die Per-spektive an: Unabhängig von der Größe des Unternehmens betrachtet die Mehrheit der Betriebe KI als nützlich – sowohl für die deutsche Wirtschaft als auch für die Weltwirtschaft insgesamt.

Ganz anders fällt die Bewertung aber aus, wenn der Fokus auf die Unternehmen selbst fällt (Grafik):

Rund 40 Prozent der KMU sehen in dem Einsatz von KI eine Gefahr für das eigene Geschäftsmodell.

Großunternehmen sind in dieser Hinsicht offener: Knapp 60 Prozent sehen in künstlicher Intelligenz für ihren eigenen Betrieb eine Chance.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Datennutzung in deutschen Unternehmen. Denn erst durch Daten können Abläufe, Produkte und Dienstleistungen mittels KI auch wirklich intelligent gemacht werden. Und in den meisten Betrieben fallen Daten in riesigen Mengen an – zum Beispiel Kunden-, Finanz-, Lieferanten- sowie Personaldaten. Doch nur bei einem Bruchteil der Firmen sind sie auch Teil ihrer Geschäftsstrategie – selbst, wenn die meisten Betriebe Daten speichern. Vielen fehlt es an Vorstellungsvermögen, wofür sie die Daten einsetzen können.

Rund 84 Prozent der deutschen Unternehmen gehören in der Datenwirtschaft zu den sogenannten Einsteigern – bei ihnen liegt also nur ein geringer Teil der gespeicherten Daten in digitaler Form vor und wird wenig oder gar nicht genutzt.

Zu den fortgeschrittenen Unternehmen, die bereits einen Teil ihrer Prozesse digitalisiert haben, gehören immerhin 14 Prozent – und nur 2 Prozent zählen zu den Pionieren, die ihre Daten aktiv als Teil ihrer Geschäftsstrategie nutzen.

Auch hier sind es vor allem Firmen des Mittelstands, die Nachholbedarf haben:

Gut 85 Prozent der KMU zählen zu den Einsteigern und nur 2 Prozent nutzen ihre Daten aktiv als Teil ihrer Geschäftsstrategie.

Von den Großunternehmen gehören immerhin 11 Prozent zu den Pionieren und 62 Prozent zu den Einsteigern. Große Betriebe nutzen gespeicherte Daten generell offensiver als KMU, zum Beispiel zur Verbesserung ihrer Wettbewerbs-position (Grafik):

Mehr als die Hälfte der Großunternehmen setzt seine Daten zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ein – dagegen nimmt nur jedes vierte KMU diese Möglichkeit wahr.

Somit konzentriert sich die Datenstrategie von kleinen und mittleren Betrieben eher auf eine defensive Form der Datennutzung, zum Beispiel zur Einhaltung des Datenschutzes oder zur Verbesserung von Abläufen. Zwar nutzen auch Großunternehmen ihre Daten für diese Zwecke, dennoch haben sie oft eine größere Kontrolle über ihre Datenressourcen und probieren daher datengetriebene Lösungen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbs-position häufiger aus.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de