Ausbildungspakt - Allianz für Aus- und Weiterbildung

Der „Nationale Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland“, kurz: Ausbildungspakt, ist eine Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft. Hauptziel des Pakts ist die Schaffung neuer Ausbildungsplätze. Jedem Jugendlichen soll ein Ausbildungsangebot gemacht werden, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern. Der erste Ausbildungspakt galt von 2004 bis 2006. 2007 wurde er um drei Jahre verlängert und 2010 mit neuen Schwerpunkten bis zum Jahr 2014 fortgesetzt.
 
Erster Ausbildungspakt

Im ersten Ausbildungspakt sagte die Wirtschaft zu, während der dreijährigen Dauer dieses Paktes im Jahresdurchschnitt 30.000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen. Auch zur Schaffung von jährlich 25.000 Plätzen für betrieblich durchgeführte Einstiegsqualifikationen verpflichtete sich die Wirtschaft. Die Betriebe trugen die Sach- und Personalkosten, der Bund gewährte über die Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Zuschuss zum Unterhalt der Jugendlichen.

Hintergrund des ersten Ausbildungspaktes: Ursprünglich wollte die Bundesregierung die Schaffung von Lehrstellen in ausreichender Zahl per Gesetz erzwingen (Ausbildungsabgabe). Der Gesetzentwurf wurde jedoch am 12. Juni 2004 vom Bundesrat abgelehnt. Danach signalisierte die Bundesregierung, dass sie auf die Ausbildungsabgabe verzichten will, sollte ein freiwilliger Ausbildungspakt zustande kommen.

Mit dem ersten Ausbildungspakt gelang eine Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt. Die Zahl neuer Ausbildungsverträge stieg an. Im IHK-Bereich beispielsweise gab es 2006 27.000 mehr Ausbildungsanfänger als noch 2003 – ein Zuwachs von 8,7 Prozent.
 
Zweiter Ausbildungspakt

Der zweite Ausbildungspakt von 2007 bis 2010 hatte noch ehrgeizigere Ziele. Unter anderem sagte die Wirtschaft zu, jährlich 60.000 Ausbildungsplätze einzuwerben. Die Bundesregierung verpflichtete sich im Gegenzug  im Sonderprogramm „Einstiegsqualifzierung Jugendlicher“ zur Förderung von 40.000 Plätzen pro Jahr. Zusätzlich übernahm die Bundesagentur für Arbeit im Herbst 2007 die Finanzierung 7.500 außerbetrieblicher  Ausbildungsplätze, um die Situation jugendlicher Migranten zu verbessern.
 
Dritter Ausbildungspakt

In der dritten Verlängerung des Ausbildungspaktes mit den neuen Paktpartnern Kultusministerkonferenz und der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung schreibt die Wirtschaft ihre Zusage für 60.000 Ausbildungsplätze jährlich fort. Diesmal allerdings unter einem demografischen Vorbehalt. Denn die Bewerber sind knapp: So meldet die Bundesagentur für Arbeit, dass es zum 30.9.2011 erneut mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (29.700) als unversorgte Bewerber (11.600) gab. Der Überhang an Stellen (+18.100) habe sich gegenüber dem Vorjahr sogar deutlich um 10.800 vergrößert (Stellenüberhang 2010: +7.300).
Auf diese Entwicklung reagierten die Partner bei der Fortsetzung des Ausbildungspaktes im Oktober 2010 mit einem neuen Schwerpunkt. Da es trotz des Stellenüberhangs immer noch zahlreiche Jugendliche gibt, die keine  Ausbildung finden, konzentrieren sich die Paktpartner stärker darauf, die Ausbildungsreife dieser Berufseinsteiger zu verbessern.

 
Allianz für Aus-und Weiterbildung

Als der Aubildungspakt 2014 auslief, schlossen Bund. Länder, Industrie und Gewerkschaften die Allianz für Aus- und Weiterbildung, deren Ziel im Wesentlichen ist, Qualität und Attraktivität der beruflichen Ausbildung zu verbessern und Engpässe auszubauen. Im September 2015 stimmten die Teilnehmer der Allianz außerdem Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen durch Ausbildung und Arbeit ab.
Das gemeinsame Anliegen der Allianz-Partner ist es, die duale Berufsausbildung in Deutschland weiter zu verbessern und ihre Bedeutung und die Chancen für Karriere und qualifizierte Beschäftigung noch deutlicher zu machen. Wirtschaft, Gewerkschaften, Bund und Länder wollen in der Allianz für Aus- und Weiterbildung entschlossen die duale Berufsausbildung zukunftsfähig erhalten und bei Jugendlichen und ihren Eltern, in den Schulen und Hochschulen und insgesamt in der Gesellschaft dafür werben.
 
Ziele

Ziel der Partner ist es, gemeinsam die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern. Sie wollen nicht nur leistungsstarke Jugendliche für die berufliche Bildung begeistern, sondern auch Jugendlichen mit schlechten Startchancen und migrationsbedingten Problemen sowie Menschen mit Behinderung eine betriebliche Berufsausbildung ermöglichen.  

Die Allianz-Partner haben folgende Ziele beschlossen:

  • die Bedeutung und Attraktivität der beruflichen Bildung in Deutschland deutlich aufzuwerten,

  • die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss weiter zu reduzieren,

  • jedem ausbildungsinteressierten Menschen im Rahmen der im Koalitionsvertrag angesprochenen Ausbildungsgarantie einen "Pfad" aufzuzeigen, der ihn frühestmöglich zu einem Berufsabschluss führen kann,

  • die Passungsprobleme zwischen Bewerberinnen/Bewerbern und Unternehmen regional und berufsfachlich nachhaltig zu verringern,

  • auf der Grundlage einer weiter entwickelten Datenlage die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze und die Zahl der ausbildungsbereiten Betriebe zu erhöhen,

  • die Zahl der jungen Menschen im Übergangsbereich weiter zu reduzieren, und den Übergangsbereich möglichst an staatlich anerkannten betrieblichen Ausbildungsberufen zu orientieren,

  • die Qualität der Ausbildung kontinuierlich weiterzuentwickeln,

  • und die Weiterbildung und insbesondere die Aufstiegsfortbildung zu stärken.

 
Integration von Flüchtlingen durch Ausbildung und Arbeit

Der Zustrom von Flüchtlingen seit dem Jahr 2014 stellt für die Sicherung von Fachkräftenachwuchs in Deutschland eine große Chance dar. Den Neuankömmlingen kann neben dem Schutz vor Vertreibung und Krieg durch gezielte Integration in den deutschen Arbeitsmarkt eine neue Perspektive gegeben werden.
Aus diesem Grund lud Bundeswirtschaftsminister Gabriel die Allianzpartner, darunter Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, am 18. September 2015 zu einem Spitzengespräch ein. Dabei stimmten die Teilnehmer Maßnahmen zur Sprachförderung und zur schnelleren Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit ab. Folgende Schritte sind vorgesehen:

  • Deutschkurse ausbauen und öffnen

  • Bildung als Basis für Integration stärken

  • Flüchtlinge fit machen für den Ausbildungs- und Arbeitsalltag

  • Ausbildung und Arbeit ermöglichen-ein Schlüssel für Integration

  • Potenziale ermitteln, Qualifikationen von Flüchtlingen anerkennen

  • Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ermöglichen

  • Sicheren Aufenthalt für Ausbildung und Berufseinstieg schaffen

  • Aktive Arbeitsförderung früh beginnen

  • Schnell Information für Betriebe und Fachkräfte bereitstellen

  • "Willkommenslotsen" etablieren, um Betriebe und Flüchtlinge zu vermitteln

  • Ehrenamtliches Engagement ermutigen und unterstützen


Diese Willkommenslotsen sollen in Kammern und sonstigen Organisationen der Wirtschaft, vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen, praktische Unterstützung bei der Ausbildung von Flüchtlingen geben. Das betrifft vor allem Fragen zu Sprachförderung, Aufenthaltsstatus, Qualifikationsbedarf sowie zu Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten.

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