Eigenverantwortung

Unter Eigenverantwortung versteht man die Verpflichtung des Einzelnen, für die Folgen seines Handelns selbst einzustehen (Verantwortungsethik). Grundlage dieser Auffassung ist das liberale Primat der persönlichen Freiheit und die Überzeugung der Aufklärung, dass der vernunftbegabte Mensch zur Mündigkeit (Selbständigkeit im Denken und Handeln) fähig ist und angeleitet werden soll.

Eigenverantwortliches Handeln setzt die Möglichkeit voraus, Handlungswege und -ziele selbst zu bestimmen. Erst durch die Wahrnehmung von Eigenverantwortung wird das liberale Recht auf "Selbsteigentum" (John Locke), wird individuelle Freiheit möglich.

Inwieweit der einzelne Bürger Eigenverantwortung übernehmen kann, hängt zum einen von seinen Informationen, seinem Wissen und seinen Fähigkeiten ab. Darüber hinaus bestimmen die vorhandenen Infrastrukturen und Ressourcen sowie die herrschenden sozialen Werte und Normen maßgeblich, in welchem Ausmaß Eigenverantwortung möglich ist. Auf diese Rahmenbedingungen haben Politik, Gesellschaft und Sozialisationsinstanzen wie Schulen, Familien, Medien und Kirchen einen großen Einfluss.

Zu den Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft gehört eine möglichst freie Entfaltung des Individuums. In der aktuellen Reformdebatte wird vor allem darüber diskutiert, in welchem Ausmaß die Bürger wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen können und sollen. Die Forderung nach mehr Eigenverantwortung resultiert insbesondere daraus, dass der Staat sich zu weit ausgedehnt und den Menschen zu viel Verantwortung abgenommen hat. Dadurch ist der Wille der Bürger zunehmend erlahmt, selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Ausdehnung des Staates hat zu einer Überbelastung des Sozialsystems geführt und das Recht auf Freiheit und Selbsteigentum immer mehr eingeschnürt. Deutlichstes Zeichen dieser Entwicklung sind die hohen und permanent steigenden Abgaben.

Jenseits der ökonomischen "Sachzwänge" gewinnt der Begriff der Eigenverantwortung zunehmend auch durch den so genannten Wertewandel (Stärkung von Selbstbestimmungswerten), das politischen Demokratisierungsbestreben (Zivilgesellschaft) und den Wandel in der Arbeitswelt (Enthierarchisierung, Delegationsprinzip, neue Arbeitsformen) an Bedeutung.