Neoliberalismus

Denkrichtung des Liberalismus. Die in Deutschland vertretene Ausgestaltung des Neoliberalismus wird auch als Ordoliberalismus bezeichnet. Im Zentrum steht die Überzeugung, dass sich eine funktionsfähige marktwirtschaftliche Ordnung nicht von selbst herausbildet. Der Ordoliberalismus setzt daher zwar – wie der Liberalismus – auf die Freiheit des Einzelnen. Er fordert aber gleichzeitig, dass der Staat für einen verlässlichen Rahmen sorgt, indem er Rechtssicherheit, Vertragsfreiheit und Chancengleichheit garantiert, das Privateigentum und den Wettbewerb schützt sowie eine stabile Währungsordnung sicherstellt. Der Staat wird damit weder als Umverteilungsmaschine noch als Nachtwächter verstanden, sondern als Garant von Rahmenbedingungen innerhalb derer sich Menschen frei entfalten können. Der so verstandene Neoliberalismus schuf die Grundlage für die Idee der sozialen Marktwirtschaft.

Entstehung des Begriffs

Nach Darstellung von Wilhelm Röpke wurde der Begriff des Neoliberalismus im August 1938 auf einer Konferenz in Paris – dem „Colloque Walter Lippmann" – geprägt. Der Begriff "Neo"-Liberalismus wurde gewählt, um sich bewusst gegenüber dem alten „Laissez-faire-Liberalismus" abzusetzen, der ein uneingeschränktes Spiel der Marktkräfte ohne regulierendes Eingreifen des Staates zur Sicherstellung funktionierender Märkte postulierte. Im Kern ging es um eine "Erneuerung" (Rüstow) und um eine "Revision" (Röpke) des in die Kritik geratenen historischen Wirtschafts- bzw. Laissez-faire-Liberalismus.

Röpke beschrieb die neue liberale Bewegung wie folgt: „Hier springt zunächst in die Augen die den meisten Neuformulierungen des Liberalismus gemeinsame Tendenz, zwei Dinge miteinander zu vereinen: das Vertrauen auf die Freiheit der Märkte und die Einsicht, dass diese Freiheit einer umfassenden Politik bedarf, die das Feld der wirtschaftlichen Freiheit wie ein Spielfeld streng absteckt, ihre Bedingungen – sozusagen die Spielregeln – sorgfältig bestimmt und mit unparteiischer Strenge für die Respektierung dieses Rahmens der Marktwirtschaft (des Spielfeldes wie der Spielregeln) sorgt".

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(Stand: Oktober 2011)