Strukturwandel

Der marktwirtschaftliche Wettbewerb und die internationale Arbeitsteilung verursachen eine fortwährende Veränderung der wirtschaftlichen Strukturen. Strukturwandel ist - ob politisch gefördert oder gebremst - Kennzeichen einer Marktwirtschaft. Im Wesentlichen lassen sich drei Dimensionen des Strukturwandels unterscheiden:

  • Sektoraler Strukturwandel: Damit ist der in allen entwickelten Volkswirtschaften seit dem 19. Jahrhundert zu beobachtende Übergang von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft und seit Mitte dieses Jahrhunderts in eine Dienstleistungsgesellschaft gemeint. Mittlerweile beschäftigt die Dienstleistungsbranche in Deutschland mehr als 60 Prozent aller Erwerbstätigen, in den USA liegt der Anteil sogar bei über 70 Prozent. Besonders expansiv zeigen sich gesundheits- und unternehmensnahe Dienste wie Werbung, Finanzierung, Kundenservice. Letztere zeigen, dass Industrie und Dienstleistungen häufig eng miteinander verzahnt sind. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien spricht man immer häufiger von einem Übergang zur Informationsgesellschaft.
  • Intrasektoraler Strukturwandel: Auch innerhalb der großen Wirtschaftssektoren Agrarwirtschaft, Industrie, Dienstleistungen finden strukturelle Veränderungen statt. Ein Beispiel: In der Industrieproduktion übernehmen Maschinen gefährliche, schwere oder belastende Arbeiten. Auch der Arbeitseinsatz verändert sich, indem vor allem in den Industrieländern gut qualifizierte Arbeitskräfte immer mehr Beschäftigungsanteile hinzugewinnen.
  • Regionaler Strukturwandel: In einzelnen Regionen verändern sich die wirtschaftlichen Strukturen immer wieder, zum Teil mit einschneidenden Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Ein anschauliches Beispiel ist das Ruhrgebiet, das sich mit dem Niedergang des Bergbaus und der Montanindustrie von einer Schwerindustrieregion zunehmend in ein Zentrum für hochtechnologische Industrien (z.B. im Umweltschutzbereich) und moderne Dienstleistungen gewandelt hat.

Ein wesentlicher Trend im Strukturwandel heute ist die funktionale Konzentration. Gemeint ist die Ballung bestimmter Dienstleistungen in bestimmten Zentren: Banken in Frankfurt, Versicherungen in München, Medien in Hamburg, Berlin und Köln oder die Konzentration in Dienstleistungen der "Informations- und Kommunikationstechnik" (IuK) in großen Verdichtungsräumen sind Beispiele für diese Entwicklung. (Lb)