Unternehmensethik

Inhalte und Instrumente

Die Unternehmensethik befasst sich damit, welche Unternehmensstrukturen und welche Unternehmenskultur ethisch gerechtfertigtes Verhalten fördern. Instrumente zur Förderung moralischen Verhaltens in Unternehmen und Gesellschaft sind zum Beispiel Wertemanagement, Unternehmenskodizes sowie die Übernahme sozialer Verantwortung in der Gesellschaft (Corporate Social Responsibility). Dabei geht es darum, das Risikocontrolling nicht weiter auf die wirtschaftlichen und finanziellen Risiken zu beschränken, sondern viel stärker die moralischen Risiken in den Blick zu nehmen, denen Unternehmen in Zeiten der Kapitalismuskritik - aber auch von Finanz- und Wirtschaftskrisen - ausgesetzt sind, und die weithin noch unterschätzt werden.

Unternehmensethik als Teil der Wirtschaftsethik

Die Unternehmensethik selbst ist ein Teilbereich (Mesoebene) der Wirtschaftsethik. Die Wirtschaftsethik befasst sich allgemein mit der Frage, welche moralischen Normen und Werte unter den Bedingungen der Knappheit von Gütern und Produktionsfaktoren umgesetzt werden können. Übergeordnete ethische Fragen werden in der Ordnungsethik (Makroebene) behandelt. Diese sucht nach allgemein universalisierbaren, relativ dauerhaften Regeln und Restriktionen, die ethische und wirtschaftliche Erfordernisse miteinander in Einklang bringen. Ansatzpunkte für die Ordnungsethik sind die Gestaltung der staatlichen Rahmenbedingungen durch politische Entscheidungsprozesse.

Denkrichtungen der Moralphilosophie

Die Ethik ist ganz generell die Theorie der Moral und wird auch als Moralphilosophie bezeichnet. Die Ethik ist somit eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Änderung und Verbesserung moralischer Normen bzw. Regeln beschäftigt. Ziel ist die Formulierung allgemeinverbindlicher Regeln. Ein bekanntes Beispiel ist der kategorische Imperativ von Immanuel Kant "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." (Kant, 1785). Der Kantschen Pflichtethik bzw. deontologischen Ethik steht die teleologische oder die Folgenethik entgegen, zu welcher der Utilitarismus zu rechnen ist, bei dem als Ziel des Handelns das größte Glück der größten Zahl im Mittelpunkt steht und nicht wie beim kategorischen Imperativ die Frage, was wäre, wenn dies jeder täte.

Ein Fallbeispiel

Zur Erläuterung der Relevanz eines Faches "Unternehmensethik" an Hochschulen nachstehend ein Fallbeispiel zur Korruption, das die Notwendigkeit von "Codes of Ethics" erklärt und verdeutlicht, warum Korruptionsbekämpfung nicht nur aus Ordnungs- sondern auch aus Unternehmenssicht notwendig ist:

Fallbeispiel - Karriereschub oder Karriereknick?

Wirtschafts- und Unternehmensethik versuchen, für Zielkonflikte zwischen Gewinn und Gewissen allgemeine Lösungen zu entwickeln, die sowohl moralisch als auch ökonomisch vertretbar sind:

Ein junger Vertriebsmitarbeiter bei einem großen deutschen Versicherungskonzern erhält seine erste große Bewährungschance: Die Ausschreibung für die Beteiligung an einem bisher staatlichen Versicherungskonzern im Ausland gilt es zu gewinnen. Der zuständige ausländische Wirtschaftsminister sagt, das Angebot sei gut, aber nur gegen eine Gefälligkeitszahlung (Bestechung) an ihn würde auch der Zuschlag erfolgen. Vereinfachend betrachtet, stehen diese vier Alternativen zur "Lösung" des Konfliktes zur Verfügung:

(A) Bestechung akzeptieren und Betrag auf den Angebotspreis aufschlagen = Auftrag für Firma und Arbeitsplätze in Deutschland sichern und eigene Karriere fördern.

(B) Rücksprache mit der Firma halten und nach den firmeninternen Verhaltensrichtlinien (Ethikkodex) fragen. Mögliche Antworten:

a) keine Regelung vorhanden - entscheiden sie selbst,
b) Bestechung gehört zum Alltag, andere Firmen zahlen auch
c) unsere Unternehmenskultur ("Codes of Conduct") verbietet Korruptionszahlungen.

(C) Korruptionsversuch aufgrund eigener Gewissensbisse zurückweisen.

(D) Bestechung akzeptieren, aber geforderten Betrag verdoppeln (als Risikoaufschlag für sich selbst).

Lösung D verdeutlicht die Gefahr, wenn Unternehmen von Mitarbeitern nach außen hin andere Verhaltensweisen tolerieren, als sie nach innen zum Unternehmen hin erwarten. Gelebte Unternehmenskodizes können dies verhindern.

(En/ Stand: April 2010)