Vollbeschäftigung

Vollbeschäftigung liegt vor, wenn es mehr offene Stellen gibt als Bürger, die Arbeit suchen. Politik und Wissenschaft gehen allerdings davon aus, dass viele Arbeitsuchende auch in einer solchen Situation etwas Zeit brauchen, um eine passende neue Stelle zu finden. Daher werden einige Bürger selbst unter optimalen Bedingungen vorübergehend keine Beschäftigung haben. Die Wissenschaft spricht hier von friktioneller Arbeitslosigkeit, weil sie durch Schwierigkeiten (Friktionen) bei der Jobsuche hervorgerufen wird. Sie ist der Grund, weshalb Vollbeschäftigung nicht mit einer Arbeitslosenquote von Null gleichgesetzt wird, sondern schon bei 2 bis 4 Prozent erreicht ist.

Deutschland auf dem Weg zur Vollbeschäftigung?

Mit einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent im Jahr 2020 nähert sich die Bundesrepublik der Vollbeschäftigung an. 2020 lag die Arbeitslosenquote mit Ausnahme von Bremen und Berlin in allen Bundesländern unter 8 Prozent. Im Jahr 2005, in dem die deutschen Arbeitslosenzahlen ihren Höchststand erreicht hatten, lag sie noch mit zwei Ausnahmen überall darüber – teilweise deutlich. Besonders die ostdeutschen Bundesländer haben vom Boom am Arbeitsmarkt profitiert: Die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland lag 2020 mit 7,3 Prozent mehr als 11 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2005.

Auch auf bestimmten Berufsfeldern kann Vollbeschäftigung herrschen. In den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen, zu denen beispielsweise Ingenieure und Informatiker zählen, fehlen mittlerweile sogar Arbeitskräfte. So fehlten nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft im Herbst 2017 in den MINT-Berufen mehr als 337.000 Fachkräfte.

Vollbeschäftigung in der Wirtschaftspolitik

Deutschland hat die Vollbeschäftigung im sogenannten Stabilitätsgesetz als wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik verankert. Weitere Ziele sind Stabilität des Preisniveaus, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und angemessenes Wirtschaftswachstum. Die vier Ziele werden oft als „magisches Viereck“ der Wirtschaftspolitik bezeichnet. Das Attribut „magisch“ deutet an, dass sich die Ziele in der Regel nicht gleichzeitig erfüllen lassen.

Harmonisierte Arbeitslosenquoten 2019 nach ILO-Definition

Niederlande

3,2

Schweiz

4,6

Österreich

4,7

Japan

2,3

Australien

5,3

Dänemark

4,9

Deutschland

3,4

Vereinigtes Königreich

3,9

Italien

9,9

Belgien

5,6

Kanada

5,6

Schweden

6,5

OECD-Durchschnitt

5,4

USA

3,7

Frankreich

8,4

Irland

4,9

Spanien

14

Quelle: OECD