So viele Erwerbstätige wie noch nie
Berufsorientierung und Arbeitsmarkt
Sekundarstufe I + II
Viele Erwerbstätige, wenige Arbeitslose und ein Boom einiger Teilzeitmodelle – für Arbeitnehmer sieht es auf dem deutschen Arbeitsmarkt sehr gut aus. Die Unternehmen haben allerdings mit dem zunehmenden Fachkräftemangel zu kämpfen.
Erwerbstätigkeit. Mehr als 45 Millionen Erwerbstätige und nur noch rund 2,3 Millionen Arbeitslose – im Jahr 2019 stand der deutsche Arbeitsmarkt so gut da wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Ein Jahr später machte sich die Coronakrise zumindest leicht bemerkbar. Inzwischen hat sich der Arbeitsmarkt wieder erholt: Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland fast 45,6 Millionen Erwerbstätige.
Erwerbsformen. Der deutsche Aufschwung am Arbeitsmarkt wird oft mit dem Hinweis kleingeredet, es seien hauptsächlich prekäre Arbeitsplätze entstanden, also beispielsweise befristete Stellen und Minijobs. Ein Blick zurück zeigt jedoch: In Deutschland gab es 2022 rund zwei Millionen Vollzeitbeschäftigte mehr als vor 15 Jahren. Einen regelrechten Boom haben vor allem Teilzeittätigkeiten mit mehr als 20 Stunden erfahren, die Zahl der anderen Teilzeitbeschäftigungen ist seit einigen Jahren leicht rückläufig. Diese Teilzeitkräfte dazu zu bewegen, ihre Arbeitszeit auszuweiten, ist eine Option, um die Fachkräftelücke zu verkleinern.
Arbeitslosenquote. Im Jahr 2022 betrug die Arbeitslosenquote in allen Bundesländern mit Ausnahme von Bremen und Berlin weniger als 7,5 Prozent. Im Jahr 2005, in dem die deutschen Arbeitslosenzahlen ihren Höchststand erreicht hatten, lag sie mit Ausnahme von Baden-Württemberg überall darüber – teilweise deutlich. Vor allem die ostdeutschen Bundesländer haben vom Boom auf dem Arbeitsmarkt profitiert: Die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland war im Jahr 2022 mit 6,7 Prozent 12 Prozentpunkte niedriger als 2005.
Zeitarbeit. Zeitarbeit ist keine Arbeit zweiter Klasse, sondern eine vollwertige sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit vollem Kündigungsschutz, Urlaubsanspruch und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Für die Unternehmen bedeuten Zeitarbeitnehmer in erster Linie Flexibilität, weil sie helfen, Engpässe zu überbrücken und bei dünnerer Auftragslage – wie es sie in vielen Branchen im Zuge der Coronakrise gab – betriebsbedingte Kündigungen der Stammbelegschaft zu verhindern. Arbeitslosigkeit zu beenden oder zu vermeiden sind auch für Zeitarbeiter die zentralen Motive, diese Art der Beschäftigung zu wählen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de