Das Coronavirus hinterlässt in China Spuren

Globalisierung und Europa

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
22.04.2020
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Obwohl es aus China immer mehr gute Nachrichten über die Eindämmung des Coronavirus gibt, ist die Volksrepublik von der Pandemie gezeichnet. Denn das Zugpferd Chinas lahmt: Im Vergleich zum Vorjahr sind die chinesischen Warenexporte im Januar und Februar 2020 um gut 17 Prozent eingebrochen. Auch Chinas Handelspartner sind davon betroffen.

Die Zahl der Neuinfizierten und Todesfälle in China sinkt, Geschäfte in den betroffenen Regionen werden langsam wieder geöffnet und diverse Unternehmen nehmen ihre Produktion wieder auf. Wenn man den Nachrichten aus dem Reich der Mitte Glauben schenkt, kommt die chinesische Wirtschaft langsam wieder auf die Beine.

Vom Normalzustand ist China allerdings noch weit entfernt, denn die wirtschaftlichen Schäden sind enorm. Mit geschlossenen Fabriken und unterbrochenen Lieferketten hat die chinesische Regierung zwar erreicht, dass sich die Verbreitung des Virus erheblich verlangsamt. Allerdings wurde so auch die chinesische Wirtschaft für einige Monate lahmgelegt:

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die chinesische Industrieproduktion im Januar und Februar 2020 um insgesamt 13,5 Prozent eingebrochen.

Für ein Land, das nach der Weltspitze greift, ist dies ein herber Rückschlag: Es ist der größte Einbruch innerhalb der vergangenen drei Jahrzehnte. Wie schwer die Corona-Pandemie der chinesischen Wirtschaft zu schaffen macht, zeigt auch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe.

Dieser erreichte im Februar 2020 nur einen Wert von 35,7 Prozent, was auf eine schrumpfende Wirtschaft hindeutet. Zum Vergleich: Im Januar 2019 erreichte der Index 50 Prozent. Im Dienstleistungssektor erzielte der Einkaufsmanagerindex einen noch geringeren Wert von 29,6 Prozent und sank damit auf ein Allzeittief.

Besonders schmerzlich ist für den ehemaligen Exportweltmeister der Einbruch des Außenhandels (Grafik):

Die Warenexporte reduzierten sich im Januar und Februar 2020 um insgesamt gut 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

China verbucht damit in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ein Handelsbilanzdefizit von umgerechnet rund 7 Milliarden Dollar. Das dicke Minus hat auch Auswirkungen auf Chinas Handelspartner: Die chinesischen Warenexporte in die EU sanken um rund 18 Prozent, nach Deutschland sogar um 24 Prozent – das betrifft auch viele Erzeugnisse, die in der deutschen Industrie als Vorleistungen dringend gebraucht werden.

Wichtige Handelspartner schotten sich ab

Angesichts dieser Zahlen ist es für die Volksrepublik kein leichtes Unterfangen, die Wirtschaft wieder auf das Niveau zu bringen, das sie vor der Pandemie hatte. Viele Unternehmen sind zahlungsunfähig, Lieferanten fallen aus, die Konsumnachfrage ist gering und Einschränkungen in der Mobilität gibt es immer noch. Hinzu kommt, dass das Coronavirus auch Chinas wichtigste Handelspartner – die EU und die USA – fest im Griff hat.

Deshalb ist davon auszugehen, dass das Reich der Mitte auch in den nächsten Monaten nicht zu alter Stärke zurückfindet. Finanzmarktexperten des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) rechnen nur noch mit einer Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaftsleistung von 4,3 Prozent für das Jahr 2020. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug das Wachstum noch 6,1 Prozent.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de


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