Schwellenländern droht der Kollaps

Globalisierung und Europa

Sekundarstufe II

Hintergrundtext
18.05.2020
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Die Corona-Krise stellt nicht nur das Gesundheitssystem in vielen Schwellenländern auf eine harte Probe. Auch deren oftmals bereits angeschlagene Wirtschaft steht vor schweren Zeiten.

Nachdem zunächst hauptsächlich Industriestaaten stark vom Coronavirus betroffen waren, verbreitet sich der Erreger nun auch in den Schwellenländern. Russland und Brasilien verzeichneten zuletzt stark steigende Infektionskurven. Die Staaten reagieren mit unterschiedlichen Beschränkungsmaßnahmen.

Doch selbst wenn die Schwellenländer das Coronavirus in nächster Zeit in den Griff bekommen sollten, droht ihnen an anderer Stelle eine schwerwiegende Krise:

Zusätzlich zu den Problemen, die alle Länder betreffen, kommen bei den Schwellenländern noch eine hohe Verschuldung, eine rasch zunehmende Kapitalflucht und eine Abwertung der Landeswährungen hinzu.

Besonders schwierig ist die Situation für Länder, die stark vom Tourismus abhängen. Auch große Rohstoffexporteure wie Saudi-Arabien, Russland oder Nigeria sind durch deutlich gesunkene Preise unter Druck.

Viele ausländische Investoren sind verunsichert und ziehen ihr Kapital aus den Schwellenländern ab. Laut dem Institute of International Finance waren es im März 2020 gut 83 Milliarden Dollar. Und auch die Aussichten sind wenig rosig (Grafik):

Für 2020 rechnet das Institut nur noch mit ausländischen Kapitalströmen von 304 Milliarden Dollar, zum Vergleich: 2019 waren es noch 678 Milliarden Dollar.

Die Abwertung der Währungen – der Mexikanische Peso zum Beispiel hat gegenüber dem Dollar seit Anfang Februar 27 Prozent verloren – führt zudem dazu, dass die Schwellenländer ihre Schulden schwerer begleichen oder neue aufnehmen können.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung in den Schwellenländern 2020 schrumpfen wird –am stärksten in Lateinamerika (minus 5,2 Prozent), den aufstrebenden Ländern Europas (minus 5,2 Prozent) sowie im Nahen Osten und in Zentralasien (minus 2,8 Prozent).

In den meisten Schwellenländern sind keine großen staatlichen Hilfspakete zur Konjunkturstabilisierung möglich. Der IWF unterstützt gefährdete Länder jedoch durch verschiedene Kreditfazilitäten. Und die G-20-Staaten haben ein Schuldenmoratorium für Entwicklungsländer beschlossen. Ob die Schwellenländer mit all dem die Krisenzeit überbrücken können, bleibt abzuwarten.