Trübe Aussichten für den Export

Globalisierung und Europa

Sekundarstufe II

Hintergrundtext
20.07.2020
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Die Corona-Krise hat weltweit zu Konjunktureinbrüchen geführt. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft musste in der Folge einen starken Rückgang der internationalen Nachfrage verkraften. Auch wenn sich hierzulande aktuell eine leichte Entspannung abzeichnet – langfristig sehen die Prognosen mäßig aus.

Die deutsche Wirtschaft ist so intensiv in internationale Märkte und Wertschöpfungsketten eingebunden wie nur wenige andere Volkswirtschaften auf der Welt. Dementsprechend wirken sich Corona-bedingte wirtschaftliche Einschränkungen in anderen Ländern stark auf die deutsche Wirtschaft aus – vor allem auf die Industrie.

In der ersten Junihälfte 2020 waren laut IW-Konjunkturumfrage 65 Prozent der Industrieunternehmen in ihrer Produktion durch Engpässe in den Lieferketten eingeschränkt.

Schwieriges Exportgeschäft

Zusätzlich gestaltet sich auch das Exportgeschäft schwierig, da die Corona-Krise sowohl zu einem Angebots- als auch zu einem Nachfrageeinbruch geführt hat.

Um das Ausmaß zu überblicken, hat das Institut der deutschen Wirtschaft die Corona-Risiken in industriellen Exportmärkten untersucht. In der Analyse wurden sieben Wirtschaftszweige betrachtet, die zusammen rund 82 Prozent der industriellen Exporte Deutschlands auf sich vereinen.

Die Risikoeinordnung wurde für mehr als 160 Länder vorgenommen und bezieht sich auf den Zeitraum vom 2. bis zum 16. Juni 2020. Dabei besteht nach Definition der Forscher in jenen Ländern, in denen es einen Anstieg der aktiven Corona-Fälle um 10 Prozent innerhalb einer 14-Tages-Periode gab und gleichzeitig mindestens 0,1 Prozent der Bevölkerung akut mit dem Coronavirus infiziert sind, ein hohes Risiko. Trifft nur eines der beiden Kriterien zu, liegt ein mittleres Risiko vor.

Auf der Basis der Exporte des Jahres 2019 gehen aus Deutschland Waren im Wert von gut 160 Milliarden Euro in Länder, die derzeit ein hohes Infektionsgeschehen haben. In besonderem Maße sind davon die wichtigsten Branchen der Metall- und Elektro-Industrie betroffen (Grafik):

Die Exporte der Automobilindustrie, des Maschinenbaus und der Elektroindustrie in Länder mit derzeit hohem Corona-Risiko beliefen sich im Jahr 2019 auf gut 90 Milliarden Euro.

Um die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ausgewählte Industriebranchen bewerten zu können, reicht der Blick auf die derzeitige Lage allein allerdings nicht aus. Wichtig sind auch die Wachstumsaussichten in den einzelnen Exportländern.

Dabei gilt: Je stärker der wirtschaftliche Einbruch infolge der Corona-Pandemie in den Zielländern ist, desto schwieriger wird es, das Niveau der deutschen Exporte aufrechtzuerhalten, weil die Auslandsnachfrage einbricht.

Die Aussichten für die deutschen Unternehmen sind unter diesem Gesichtspunkt nicht gut (Grafik):

Rund 52 Prozent der Industrieexporte im Jahr 2019 gingen in Länder, deren Wirtschaftsleistung 2020 voraussichtlich um mehr als 6 Prozent einbrechen wird.

In der Metallindustrie ist der Anteil mit gut 57 Prozent am höchsten, der sonstige Fahrzeugbau schneidet mit 46 Prozent vergleichsweise gut ab. Er hat auch mit knapp 16 Prozent den höchsten Anteil an Ausfuhren in Länder, in denen die Wirtschaft im Jahr 2020 wachsen dürfte. Das liegt vor allem daran, dass China, Indien und Vietnam wichtige Exportziele des sonstigen Fahrzeugbaus sind.

Autoindustrie stark betroffen

Umgerechnet auf das Exportvolumen drohen der Autoindustrie die größten Einbußen. Ihr Umsatz in den stark schrumpfenden Volkswirtschaften lag 2019 weltweit bei 114 Milliarden Euro. Die Elektroindustrie mit fast 100 Milliarden Euro und der Maschinenbau mit knapp 90 Milliarden Euro verzeichnen ebenfalls hohe Verkaufszahlen in Ländern mit sinkender Wirtschaftsleistung.

Festzuhalten bleibt: Die Corona-Krise hat die meisten Länder der Welt schwer getroffen, was die Perspektiven für die deutschen Exporteure in allen Branchen deutlich verschlechtert hat. Wie sich die Lage weiterentwickelt, hängt stark davon ab, wie die Pandemie künftig verläuft und welche Lockerungsstrategien die einzelnen Abnehmerländer verfolgen. Damit wiederum haben viele deutsche Unternehmen ihr Schicksal nicht mehr selbst in der Hand.

Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de


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