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Unternehmen und Markt

Sekundarstufe I + II

Hintergrundtext
14.02.2020

Ob Short, Long, Fast-Exit oder Leerverkauf: Viele Begriffe an der Börse sind Englisch oder erschließen sich auf den ersten Blick nicht. Erst wer die Erklärung dahinter kennt, merkt: So kompliziert ist die Fachsprache der Börsianer gar nicht.

Deutscher Aktien-Index (Dax)

Der deutsche Aktienindex ist der wichtigste Börsenindex in Deutschland. Er bildet die 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen der Bundesrepublik ab und repräsentiert damit rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung (Börsenwert) aller an der Deutschen Börse notierten Unternehmen. Er gilt als wichtiger Indikator für die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft.

Jeder Börsenindex fungiert als eine Art Korb, den man mit Aktien der verschiedenen Unternehmen füllt. Im Dax sind beispielsweise Aktien von Volkswagen, Deutsche Bank, BASF, Bayern, Adidas und Fresenius enthalten. Steigen die Kurse, steigt auch der Index. Da sich selten alle Aktien in die gleiche Richtung bewegen, wird die Entwicklung zwischen den einzelnen Aktien für den endgültigen Kurs des Indexes in Sekundenbruchteilen errechnet und ständig aktualisiert.

Nicht jede Aktie ist im Dax gleich viel wert, es gibt vielmehr eine klare Gewichtung. Entscheidend dafür ist der Wert der Unternehmensanteile im Streubesitz. Diese Anteile sind frei handelbar. Als nicht frei handelbar gelten etwa die Anteile von Großaktionären, die oftmals fünf oder zehn Prozent eines Unternehmens über eine längere Zeit halten. Man nennt diese Investoren auch Ankeraktionäre. Die frei handelbaren Aktien können sich zwischen zehn (definierte Untergrenze) und 100 Prozent der gesamten Unternehmensanteile befinden. Der Rest ist in der Regel der Eigenanteil der Unternehmen.

Die maximale Gewichtung für ein einzelnes Unternehmen liegt bei rund zehn Prozent. Im Dax sind die Unternehmen mit dem höchsten Wert der frei handelbaren Aktien, im Fachjargon auch free-float genannt, die Tech-Firma SAP, der Industriegas-Hersteller Linde und der Versicherer Axa. Vergleichsweise kleiner und daher etwas schwächer gewichtet sind der Mischkonzern Thyssen-Krupp und die Chemie-Firma Covestro.

Die Gewichtung kann sich aber ändern, ebenso wie die Zusammensetzung des Indexes. Firmen können in den Dax aufsteigen, wenn andere im Gegenzug den Leitindex verlassen. So verdrängte etwa der Zahlungsdienstleister Wirecard die alteingesessene Commerzbank aus dem Dax. Die Kriterien und Spielarten für einen Auf- oder Abstieg sind nicht ganz einfach zu durchblicken. Im Prinzip gibt es vier Möglichkeiten: einen Fast Exit, einen Fast Entry, einen Regular Exit und Regular Entry.

  • Fast Exit: Ein Fast-Exit bedeutet, dass ein Unternehmen den Dax verlassen muss, wenn es entweder beim Börsenumsatz oder der Marktkapitalisierung nicht mehr zu den 45 größten Konzernen in Deutschland zählt. Ersetzt wird es durch ein Unternehmen, das mindestens Platz 35 in der Marktkapitalisierung und im Börsenumsatz belegt.
  • Fast Entry: Ein Unternehmen kann in den Dax aufsteigen, wenn es sich sowohl in der Marktkapitalisierung als auch im Börsenumsatz mindestens auf Platz 25 geschoben hat. Verlassen muss den Dax ein Unternehmen, das in einer der beiden Kategorien schlechter als Platz 35 abschneidet.
  • Regular Exit: Ein Unternehmen kann aus dem Dax genommen werden, wenn es in den beiden Kategorien Börsenumsatz und Marktkapitalisierung nicht mehr zu den 40 größten Konzernen Deutschlands gehört. Ein Wechsel wird aber erst vollzogen, wenn im Gegenzug ein anderes Unternehmen jeweils mindestens Platz 35 erreicht.
  • Regular Entry: Ein Unternehmen kann in den Dax aufsteigen, wenn es in beiden Kategorien jeweils zu den 30 größten Unternehmen zählt. Aus dem Index fällt im Gegenzug jenes Unternehmen, dass in einem Kriterium Rang 35 oder schlechter aufweist.

Long / Bei einer Aktie Long gehen

Wer bei einer Aktie long geht oder eine Long-Position eröffnet, zeigt damit grundsätzlich nur an, dass er Aktien gekauft hat und diese in seinem Besitz sind. Er ist damit das Gegenstück zu einem Anleger, der short geht und damit angibt, dass er eine Aktie verkauft, die er nie besessen hat.

Eine Long-Position kann grundsätzlich jeder eröffnen, indem er eine Aktie kauft und diese in sein Aktiendepot legt. Wie lange er die Aktie hält, ist dabei unwichtig, auch wenn der Begriff Long zunächst suggeriert, der Anleger müsste die Aktie besonders lange halten.

Anleger können auch indirekt long gehen. Das geht beispielsweise über Derivate oder Optionsscheine. Bei einem Optionsschein erwirbt der Anleger das Recht, aber nicht die Verpflichtung, zu einem bestimmten Zeitpunkt Aktien zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen – und damit Geld zu verdienen oder Risiken einzugrenzen. Solche Optionen sind zumeist in Märkten mit Termingeschäften zu finden, etwa bei Rohstoffen und Öl. Bei einem Termingeschäft wird bereits Wochen oder Monate vor dem eigentlichen Liefertermin ein Preis ausgehandelt. Derivate sind Finanzinstrumente, die einen bestimmten Basiswert als Grundlage haben, etwa den Dax, den Dow-Jones oder die Preisentwicklung des Öls. Je nach Aufbau des Derivats können Anleger mit ihm auf sinkende oder steigende Kurse wetten oder sich gegen sinkende oder steigende Preise versichern.

Short / Bei einer Aktie short gehen

Wenn ein Anleger short geht, möchte er mit dem fallenden Wert eines Finanzinstruments Geld verdienen. Das klingt zunächst merkwürdig, kann aber durch ein Trick funktionieren. Denn der Anleger besitzt die Aktien bei einer “Short-Position” in aller Regel nicht, sondern leiht sie sich oder wettet über Derivate oder andere Finanzinstrumente auf sinkende Kurse.

Direkt gegen eine Aktie zu wetten, ist an der Börse über sogenannte Leerverkäufe möglich. Ein Beispiel: Ein Anleger leiht sich eine Aktie von Aktienbesitzer, meist ein großes Institut oder ein Hedgefonds, und bezahlt dafür eine feste Leihgebühr.

Nun verkauft der Anleger die Aktie am Markt für 100 Euro. Fällt der Preis innerhalb eines festgelegten Zeitraums auf beispielsweise 80 Euro, kann er sie kaufen und dem Aktienbesitzer zurückgeben. Der Aktienbesitzer erhält seine Aktie plus Leihgebühr. Der Anleger verdient die Differenz zwischen Verkaufs- und Kaufpreis abzüglich der Leihgebühr.

Steigt der Kurs der Aktie im vorgegebenen Zeitraum allerdings, verliert der Anleger Geld, da er die Aktie teurer zurückkaufen muss.

Ebenfalls short gehen können Anleger mit sogenannten Derivaten. Das heißt, sie sind dann nicht Käufer des Derivats, sondern Verkäufer. Der Verkäufer eines Futures auf eine Aktie besitzt diese Aktie zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch nicht, hat aber zum vereinbarten Lieferzeitpunkt die Verpflichtung, die Aktie zum im Futures vereinbarten Preis an den Käufer des Futures zu verkaufen. Fällt der Wert der Aktie unter den im Futures vereinbarten Preis, so kann der Verkäufer des Futures die Aktie zu einem niedrigeren Preis an der Börse erwerben und zum höheren vereinbarten Preis an den Käufer des Futures verkaufen. Der Händler mit der Short-Position hat einen Gewinn gemacht und der Händler mit der Long-Position hätte die Aktie ohne den Futures billiger erwerben können.

Blue-Chip und Pennystocks

Es sind die vielleicht größten Gegensätze in der Börsenwelt: Blue-Chip-Aktien und Pennystocks. Blue-Chip-Aktien zeichnen sich durch einen hohen Börsenwert aus. Es sind oft Aktien von Weltkonzernen wie IBM, Coca-Cola oder Apple. Sie werden überdurchschnittlich oft an der Börse gehandelt und schwanken in der Regel nicht allzu stark im Wert. Blue-Chips haben auch einen überdurchschnittlich großen Einfluss auf den jeweiligen Index (siehe: Dax). Der Begriff stammt aus dem Poker, wo der Chip mit dem höchsten Wert immer der Blaue ist. Alternative Bezeichnungen sind Standardwerte oder Large Caps.

Das genaue Gegenteil sind sogenannte Pennystocks. Es handelt sich häufig um die Aktien von kleineren oder mittelgroßen Unternehmen. Sie sind nur wenige Cents oder eben Pence wert und gehören in nur seltenen Fällen zu einem Index. Sie werden sehr selten gehandelt und können dadurch im Wert extrem schwanken. Da es sich hierbei um eine riskante Investition handelt, sind Pennystocks in erster Linie etwas für Spekulanten.

Baisse und Hausse // Bärenmarkt und Bullenmarkt

Neben vielen englischen Begriffen haben sich auch zwei französische in den Wortschatz der Börsianer geschlichen: Baisse und Hausse. Als Hausse bezeichnet man im Fachjargon einen anhalten Aufschwung an der Börse, im Deutschen wird dafür oft die Bezeichnung Bullenmarkt benutzt. Ein Bullenmarkt muss nicht zwingend ein Aktienmarkt sein, der Begriff wird zum Beispiel ebenso für Rohstoffmärkte verwendet. Dass der Bulle als Symbol für Aufstieg steht, hängt mit seiner Angriffshaltung zusammen: Er greift immer von unten nach oben an.

Die Baisse oder auch Bärenmarkt beschreibt das genaue Gegenteil. Die Kurse sinken über einen längeren Zeitraum. Oftmals folgt eine Baisse auf einen Crash oder eine Korrektur im Markt. Dass der Bär als Symbol für den Abschwung gewählt wurde, liegt wiederum an seiner Fangtechnik. Er attackiert seine Beute, indem er mit der Pranke von oben nach unten schnellt.


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