Die Kluft zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch
Unternehmen und Markt
Sekundarstufe I + II
In den nördlichen Bundesländern wird deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht, im Süden ist es umgekehrt. Während Brandenburg und Niedersachsen teilweise mehr als das Doppelte ihres Bedarfs an Strom produzieren, sind Baden-Württemberg und Bayern auf Zulieferungen angewiesen.
In Sachen Stromerzeugung und Stromverbrauch fällt die Bilanz in den 16 Bundesländern sehr unterschiedlich aus (Grafik):
Spitzenreiter Niedersachsen hat 2020 rund 38.000 Gigawattstunden mehr Strom produziert als verbraucht – Schlusslicht Baden-Württemberg musste im selben Jahr mehr als 21.000 Gigawattstunden Strom zukaufen.
Die Daten für die einzelnen Bundesländer stammen zwar teils aus unterschiedlichen Jahren, dennoch lassen sich einige Besonderheiten beobachten:
Strom exportierende Bundesländer. Während sich die Stromaustauschsalden in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie – nach einem zwischenzeitlich starken Anstieg – in Schleswig-Holstein seit 2014 wenig verändert haben, hat sich der Stromüberschuss in Niedersachsen seitdem verdreifacht. Das liegt daran, dass der Anteil der Stromerzeugung aus Windkraft von rund 20 Prozent im Jahr 2014 auf 40 Prozent im Jahr 2020 gestiegen ist. Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist der Windkraftanteil an der Stromerzeugung groß, auch wenn das Land längst nicht so viel Strom exportiert wie Niedersachsen: Im Jahr 2019 stammten fast 60 Prozent der Energie aus Windkraft.
Strom importierende Bundesländer. In Baden-Württemberg ist der Nettoimport von Strom 2020 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen – das Land musste fast doppelt so viel Gigawatt zukaufen wie noch 2018. Auch in Bayern hat sich die Strombilanz merklich verschlechtert: Nachdem das Land 2017 sogar mehr Strom erzeugte, als es produzierte, musste der Freistaat im Jahr 2020 wieder 8.000 Gigawattstunden zukaufen. Insgesamt wurde in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht. Diese Überschüsse wurden unter anderem nach Frankreich exportiert, um dort die fehlende Flexibilität in der Energiegewinnung auszugleichen – etwa wenn Kernkraftwerke ausfielen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf iwd.de